Die jahrzehntelange Ausbeutung des Gesundheits- und Pflegepersonals hat dazu geführt, dass eine Corona-Virusvariante durch die gewohnte Heilbehandlung nicht aufgefangen werden konnte. Eine Reform des Gesundheitswesens wurde kurzerhand durch die Maxime "niemand darf sich infizieren" ersetzt. Diese Maxime wird auch im dritten Jahr der Pandemie um den Preis von Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen, Lockdowns bishin zur finalen Impfpflicht konkretisiert.
Insbesondere die Impfpflicht für Angestellte in Gesundheits- und Pflegeberufen lässt absehen, dass die Verhältnisse noch verschlimmert werden: Wenn tausenden Angestellten ein Tätigkeits- oder Berufsverbot erteilt wird, weil sie sich nicht impfen lassen wollen, gibt es tausend weitere Gründe, die Bürger in sterile Verhältnisse zu zwingen. Noch mehr Krankenhäuser müssten vor denen geschützt werden, die den Schutz der Krankenhäuser dringend benötigen und eine ganze Generation wächst mit der Auffassung heran, eine Gesundheitsgefahr für andere zu sein und selber durch andere gefährdet zu werden.
Jeder von uns kennt die Auswirkungen der Maßnahmen aus eigenem Erleben und merkt, wie befremdlich nahe der Staat in unser Privatleben rückt. Kinder in der KiTa, Schülerinnen und Schüler, Studierende, junge Familien und isolierte Senioren sowie das Pflege- und Gesundheitspersonal. Selbst diejenigen, die sich zu Beginn der Pandemie voller Überzeugung impfen ließen, merken mittlerweile, wie schnell ihnen der Impfstatus von Gesetzes wegen unter den Füßen weggezogen werden kann. Die Impfpflicht erscheint plötzlich in einem ganz neuen Licht und lässt auch die "Impfpioniere" fragen, wie häufig und in welchem Intervall sie einen "Booster" brauchen werden, auf dessen Verabreichung der Staat sie zu verpflichten sucht. Juristisch stellt sich die Frage, ab wann die Häufigkeit einer Impfung die Grenze zur Dauermedikation überschreitet und der Begriff einer "Impfpflicht" über den tatsächlich therapeutischen Charakter des Eingriffes hinwegtäuscht.
Und so finden sich auf unseren Demos Menschen mit den unterschiedlichsten Erfahrungen zum "Corona-Regime", die fast alle sehr gute Gründe dafür haben, ihrem Unmut Raum zu geben. Und dies ist auch der Grund für die Demos:
Im Rahmen des Versammlungsrechts soll der Frust aus über zwei Jahren Pandemie eine ernstzunehmende und seriöse Stimme bekommen. Das ist nicht einfach; denn der Frust zieht sich durch alle Gesellschaftsschichten, von denen einige im "normalen Leben" wohl nur selten einen Berührungspunkt gehabt hätten und nun, angesichts einer beispiellosen Situation von "nationaler Tragweite", miteinander fremdeln und dennoch ein gemeinsames Anliegen teilen.
Wir in Harpstedt bemühen uns um Annäherung aller Beteiligten und wollen ein öffentliches Forum bieten, in dem Meinungsfindung und Meinungskundgabe Hand in Hand gehen. Dass dort mitunter schräge Töne fallen, liegt in der Natur der Sache. Die Politik ist auf die Meinungsbildung "von unten nach oben" angewiesen und betreibt im Rahmen der Pandemiepolitik schon viel zu viel Meinungsmache "von oben nach unten". Wir finden, dass es höchste Zeit ist, diese Verhältnisse wieder umzukehren und unserer Privatheit neue Geltung zu verschaffen. Wir wollen uns nicht durch Fremdzuschreibungen spalten lassen, sondern trotz aller Unterschiedlichkeit den Schulterschluss üben und in der Sache zusammenstehen.